Studentische Mobilität nach dem Ende des Ersten Weltkriegs als Beitrag zur Völkerverständigung? Das Beispiel der deutschen Studenten in Frankreich

  • Student Mobility after the End of the First World War as a Contribution to International Understanding? The Example of German Students in France

Résumés

Même si dès 1921 les premiers Allemands arrivaient en France pour des échanges universitaires, la méfiance, le rejet et l’incompréhension envers le pays voisin restaient très répandus dans les deux pays. Si nombre de personnes considéraient la jeune génération comme les meilleurs ambassadeurs de l’Allemagne, parce que présumés sans préjugés, d’autres exigeaient une sélection sévère pour permettre seulement à une petite élite de profiter de ces échanges. La présente contribution exploite d’abord les comptes rendus personnels des étudiants ayant participé aux échanges universitaires et présente, dans un deuxième temps, les institutions comme la Société des Nations et la Cité Universitaire qui ont contribué au développement de ces échanges universitaires.

In 1921 the first German exchange students arrived at French universities, despite the widespread animosity, rejection and misunderstanding which reigned between the two countries. Many people felt that this young generation, untainted by preconceived ideas, would be the perfect ambassadors for Germany. Others insisted on rigid selection process allowing only a small elite to benefit from the exchanges. This article examines the exchange experience by looking at the personal reports written by these students and published in a variety of contemporary journals. It also explores the contribution of two institutions responsible for the development of university exchanges at that time – the League of Nations and the Cité Universitaire.

Plan

Texte

Einleitung

Die Zeit vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs brachte der „Studentenwanderung in fremde Länder“ eine erneute Blütezeit. Es war die zweite große Welle der Studentenwanderung nach dem Mittelalter (Schairer 1927: 8). Die Zahl der ausländischen Studenten in Frankreich stieg zwischen 1900 und 1904 von 1.770 auf 2.046, im Jahre 1907 waren von den 2.300 Studenten an der Sorbonne 127 Deutsche (Schairer 1927: 11, 23)1. Im internationalen Vergleich hatte Deutschland 1890 die meisten ausländischen Studenten und übertraf das Nachbarland um das Dreieinhalbfache (Schairer 1927: 12). Andererseits wurde in Frankreich ein Studienaufenthalt im Ausland mehr gefördert:

In Deutschland, wo das Verweilen auf mehreren deutschsprachlichen Universitäten Regel geblieben ist, fällt es auf, wenn z.B. einem Neuphilologen, der später Französisch oder Englisch unterrichten soll, höchstens zwei Semester eines Aufenthaltes in England oder Frankreich angerechnet werden. In Frankreich werden den Kandidaten für moderne Sprachen Stipendien bewilligt mit der ausdrücklichen Bestimmung eines ein- oder zweijährigen Aufenthaltes im Ausland (F. 1907: 91).

Die zunehmende Studentenmobilität bis zum Ersten Weltkrieg ging mit einem erwachenden Interesse an Auslandsfragen einher, was sich an den Buchtiteln, speziellen Rubriken in der Tagespresse sowie an den Studienangeboten der Universitäten zeigte: „ […] Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte Frankreich weltweit zu den wenigen Ländern, in denen die Lehre der Auslandskunde am meisten verbreitet war, […]“ (Luchaire 1923: 3)2. Allgemein setzte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den akademischen Kreisen ein kosmopolitisches Denken durch. “Die Einheit der Wissenschaft und der wissenschaftlichen Kultur scheint endlich zu Rechte zu kommen. Die Universitäten haben allgemein das Bestreben, Hochschulen für die Bürger der ganzen Welt werden zu wollen“ (F. 1907: 89). Dennoch gab es weiterhin nationale Unterschiede. So konnten in Deutschland, im Gegensatz zu den angelsächsischen Ländern, keine Ausländer auf ordentliche Lehrstühle berufen werden, „wie sehr es auch dem Prinzip der akademischen Freiheit entspräche, denjenigen zu berufen, der am besten sein Fach vertritt, woher er auch kommen mag“ (F. 1907: 89). Hier waren der so viel gerühmten akademischen Freiheit Grenzen gesetzt. Noch während des Krieges, im Januar 1917, hat der damalige Referent für Hochschulfragen und spätere preußische Unterrichtsminister Carl Heinrich Becker eine Denkschrift zur Förderung der Auslandsstudien publiziert (Becker 1997). Als „Weltvolk“ brauche Deutschland „weltpolitisch gebildete Staatsbürger“, weshalb neben den Fremdsprachen vor allem die Kenntnis fremder Kulturverhältnisse Bestandteil der nationalen Ausbildung sein sollte. Neu an diesen Auslandsstudien war auch der interdisziplinäre Ansatz.

Fachstudien in bezug auf das Ausland greifen aber über den Rahmen der Einzeldisziplinen hinaus, und der Spezialist für ein bestimmtes Gebiet braucht nicht nur philologische, d.h. hier sprachliche, sondern auch staatswissenschaftliche, historische und geographische Kenntnisse (Becker 1997: 166).

Wenn die Bildung in Deutschland bis dahin vor allem literarisch-historisch-ästhetisch ausgerichtet war, so habe der Krieg gezeigt „wie erschreckend unsere Unkenntnis des ausländischen Denkens gewesen ist“ (Becker 1997: 162), weshalb eine Politisierung der jungen Deutschen notwendig sei. Hierfür müssten den Universitätsbibliotheken finanzielle Mittel für umfangreiche Neuanschaffungen zur Verfügung gestellt werden, gab es doch kaum politische Literatur über das Ausland in deutscher Sprache. Beckers Denkschrift zeigt, wie sich bereits während des Krieges ein Umdenken abzeichnete, von einer Abgrenzungspolitik dem Ausland gegenüber hin zu einer internationalen Öffnung.

1913 erregte eine Artikelserie über die Jugend in Deutschland in der Zeitschrift Opinion besondere Aufmerksamkeit. Autor war der französische Journalist und spätere Botschafter André François-Poncet. Während die französische Presse zustimmend reagierte (Ziebura 1955: 184)3, war man in Deutschland aufgebracht (François-Poncet 1913)4. Im Mittelpunkt des Artikels steht die akademische Jugend. Die von der Regierung geförderte Erziehung im militaristischen Geiste mache auch vor den Universitäten nicht Halt. Hier würden die zukünftigen Staatsdiener ausgebildet, die sich durch kritiklose Servilität auszeichneten. Zwar seien Studentenduelle im Deutschen Reich verboten, von der Regierung würden sie dennoch toleriert, da sie militärische Tugenden förderten. „So ist die Universität eins der wichtigsten Rädchen der deutschen Kriegsmaschinerie. Man muss sich mit den jungen Leuten, die hier ausgebildet werden, genauer beschäftigen, um die wirkliche Stärke dieser Kriegsmaschinerie zu erfassen“ (François-Poncet 1913: 27)5. Aus der Sicht des Verfassers leisteten die deutschen Universitäten einen wichtigen Beitrag zur Kriegsvorbereitung. Obwohl die akademische Jugend in Deutschland im militaristischen Geiste erzogen wurde, konnte von ihr wohl kaum eine Gefahr ausgehen:

So sehe ich die Realität. Die deutsche akademische Jugend ist heutzutage im großen und ganzen weder geistig rege noch zeigt sie Ausdauer. Es fehlt ihr an Tatendrang und jeglichem Interesse am Zeitgeschehen. Sie liest wenig, beobachtet wenig, zeigt sich unbesorgt, sucht nicht, blickt nicht in die Zukunft, sie ignoriert (François-Poncet 1913: 38)6.

Der Herausgeber der Hochschulnachrichten, Paul von Salvisberg, nahm diese vernichtende Kritik nicht unwidersprochen hin und reagierte umgehend. Bevor er inhaltlich argumentiert, stellt er zunächst die Kompetenz des französischen Journalisten in Frage, der angeblich über seine persönlichen Beobachtungen in Deutschland schreibe, was von Salvisberg jedoch stark bezweifelt.7 „Unsere Studenten kommen dabei selbstredend nicht gut weg; sonst käme ja der Verfasser in den Geruch antinationaler Deutschfreundlichkeit!“ (S. 1913: 350). Bei der von François-Poncet vorgelegten nationalpsychologischen Studie vermisse er die gründliche Recherche. Die sei aber eine notwendige Voraussetzung für eine „ehrliche“ Mitarbeit am nationalen und internationalen Bildungswerk, um ein gegenseitiges Kennenlernen zu unterstützen und nicht nur die Gegensätze zu verschärfen.

Vierzig Jahre später, am 19. Juni 1954, leitete derselbe François-Poncet nun als französischer Hochkommissar die Festlichkeiten zur Grundsteinsteinlegung eines deutschen Studentenheims in der Pariser Cité Universitaire (CU). Am Vortag hatte er im Süd-West-Funk Baden-Baden die Studentenstadt in einem kurzen Beitrag vorgestellt. Dabei betonte er, dass es nicht nur darum gehe, das Leben der Studenten materiell zu erleichtern, sondern

in der Cité sollen junge Leute, die eine Elite bilden, sich kennen und schätzen lernen und sich miteinander befreunden, sodass sie sich später, wenn sie nach Hause zurückgekehrt sind und in ihren Ländern wichtige Posten eingenommen haben, die Sache der menschlichen Solidarität, des gegenseitigen Verständnisses und des Friedens fördern (Beitrag im Süd-West-Funk Baden-Baden, 18.6.1954, Transkription U.L.).8

Die zu Beginn der zwanziger Jahre gegründete Pariser Studentenstadt sollte nach dem Vorbild der internationalen Organisation in Genf ein „studentischer Völkerbund“ werden. Wie beim Völkerbund war eine deutsche Präsenz auch hier zunächst unerwünscht.

Zwischen Deutschland und Frankreich herrschte zu Beginn der zwanziger Jahre noch Kriegsstimmung, die Ruhrbesetzung durch französische und belgische Truppen im Jahre 1923 war letztlich eine Fortsetzung des Krieges und erst danach begann die Zeit der Entspannung. Bereits in dieser Zeit gab es vereinzelt deutsche Studenten an französischen Universitäten. Was mag sie zu einem Studienaufenthalt in Frankreich bewogen haben, in einem Land also, dass noch bis vor kurzem der Kriegsfeind war? Auskunft dazu könnten die Berichte der deutschen Austauschstudenten geben, die sie während oder nach dem Frankreichaufenthalt in den Zeitschriften Hochschulnachrichten, Hochschule und Ausland, Abendland, Weltbühne und Minerva-Zeitschrift publiziert haben.9 Diese Berichte haben Beispielcharakter und können nicht als repräsentativ gelten. Sie wurden unter dem Eindruck des Erlebten geschrieben, ohne dass sich heute noch sagen lässt, was die Verfasser dazu bewogen haben mag, und können über eine Reihe von Fragen Aufschluss geben. Wie wurden sie im Nachbarland aufgenommen? Wurde der Auslandsaufenthalt von ihnen als Bereicherung für die akademische Ausbildung erlebt oder war es vielmehr ganz allgemein die „Suche nach neuem Weltverstehen“ (Niessen 1931: 15)? Welches Fremdbild über französische Universitäten und das Leben in Frankreich vermittelten diese Studentenberichte dem deutschen Leser? Konnte der Studienaufenthalt dazu beitragen, die Frankreich-Perzeption zu ändern und mit welchen Erwartungen waren die jungen Leute überhaupt aufgebrochen? Waren die Eindrücke immer noch „in der Regel ausschließlich sympathischer Natur“ (F. 1907: 91), wie dies offenbar vor 1914 der Fall war, oder war die Wahrnehmung des Anderen auf lange Sicht durch die Kriegszeit geprägt? Da ein Studium im Ausland durch die Weltwirtschaftskrise aus finanziellen Gründen kaum noch möglich war, werden hier insbesondere die zwanziger Jahre berücksichtigt. Im zweiten Teil dieses Beitrags geht es um die institutionelle Förderung des Studentenaustauschs am Beispiel des Völkerbunds. Einen speziellen Aspekt bildet in diesem Zusammenhang das Projekt der Pariser CU, das quantitativ gesehen für die Mobilität der deutschen Studenten unbedeutend war, politisch dafür aber umso brisanter und aufschlussreich für den Zustand der deutsch-französischen Beziehungen. Neben den Studentenberichten wurde für diesen Teil in den Archives Nationales (Pierrefitte-sur-Seine), im UNESCO-Archiv (Paris) sowie im Politischen Archiv (Berlin) recherchiert.

2. Die ersten Nachkriegsjahre

In den Jahren 1914 bis 1924 wurden Reisen zwischen Berlin und Paris weitgehend eingestellt (Bock 2010b: 255). Aber schon 1921 kamen erstmals wieder zwei deutsche Studenten nach Frankreich (AN, Pierrefitte-sur-Seine, AJ/16/7034). Dies war ein mutiges Unterfangen, denn nicht nur die Sprache wies noch die Spuren des Krieges auf. Die Frankfurter Zeitung (4.11.1920) zitierte aus der französischen Tageszeitung Le Temps die Forderung, „endlich aufzuräumen mit dem Worte ‚boche‘“. Das gehöre in das Reich der Schützengräben und war nützlich, um die Kriegsstimmung aufrecht zu erhalten. Nun gehe es aber darum, den Hass auf den Nachbarn abzubauen. Zwei Jahre nach dem Waffenstillstand hieß es in der deutschen Presse: „In Frankreich tobt gegenwärtig ein Kampf um die deutsche Sprache. Soll sie noch gelernt werden? […] Wie es scheint wollten die Jungen kein Deutsch lernen, weil sie sich die Deutschen nur noch als Scheusale vorstellen können“ (Frankfurter Zeitung, 4.11.1920). Während 1913 noch 54% der französischen Schüler Deutsch lernten, waren es 1928 nur noch 30% (Frieden 1929: 115). Deutsch als Wissenschaftssprache spielte im Gegensatz zur Vorkriegszeit keine Rolle mehr, waren doch die deutschen Akademiker von internationalen Organisationen und Tagungen ausgeschlossen. In den völkerbundnahen Kreisen wurde “geistige Abrüstung“ gefordert, Gertrud Bäumer (1926: 8) sprach von der Notwendigkeit der „Entwaffnung der Geister“ sowie der „Entgiftung der wissenschaftlichen Forschung“. Es gab aber auch versöhnliche Stimmen, von unerwarteter Seite. Der französische Präsident Raymond Poincaré, der sich Deutschland gegenüber für die härtesten Friedensbedingungen eingesetzt hatte, „plädierte […] [nun] mit der ganzen Kunst eines ersten Advokaten die Sache des – deutschen Sprachunterrichts“ und unterstrich die Bedeutung des Deutschen als Wissenschaftssprache (Frankfurter Zeitung, 4.11.1920).

Die These, dass „die Erfahrungen des Krieges […] spätestens 1923 aus dem politischen Denken und Verhalten der Studenten verschwunden“ sind (Schwarz 1971: 21), lässt sich mit den für diesen Beitrag ausgewerteten Quellen nicht bestätigen. Auch wenn eine persönliche Kriegserfahrung bei der nach der Jahrhundertwende geborenen Studentengeneration nicht mehr vorhanden war, so wurde die Erinnerung an die gefallenen Kommilitonen wachgehalten, wie die im Sommer 1925 gegründete Gefallenengedenkstiftung der Deutschen Studentenschaft zeigt. Ziel dieser Stiftung war es, Studenten, die sich durch die Qualität ihrer wissenschaftlichen Arbeit und ein besonderes Engagement in der studentischen Selbstverwaltung hervorgetan hatten, zu einem Studienaufenthalt ins Ausland zu vermitteln. Als studentische Botschafter sollten sie an ihren Studienorten neue Kontakte knüpfen und nach der Rückkehr dank der Auslandserfahrung die eigene Universität in Deutschland bereichern (Schairer 1927: 70-71). Die Stiftung trug dazu bei, auf der Basis der traumatischen Kriegserlebnisse eine neue Zukunft zu gestalten und ist eines der Beispiele für die Bereitschaft deutscher Kreise, sich an einer internationalen Zusammenarbeit zu beteiligen. „Nach dem unglücklichen Ausgang des Weltkrieges zeigte sich als eine der wenigen erfreulichen Folgen des großen Ringens der Nationen in der studentischen Jugend aller Völker eine weit größere Aufgeschlossenheit als vorher“ (Schulz 1930: 5).

Diese neue Aufgeschlossenheit kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass unter den deutschen Studenten eine antifranzösische Stimmung weit verbreitet war. Ein Hamburger Universitätsprofessor schätzte die Situation 1927 so ein, dass 80% seiner Studenten militante Nationalisten und Antisemiten seien, was ähnlich auch in Berlin und München zu beobachten war (Pernot 1927: 33). Ein Lektor der deutschen Sprache schrieb in seinem insgesamt eher kritischen Bericht über das Studium in Frankreich: „Neben rein praktischen Gründen erklärt es die gesamteuropäische Problematik, dass sich ein steigendes Interesse Frankreich zuwendet. Geistige Auseinandersetzung mit Frankreich wird vielen immer mehr ein inneres Bedürfnis“ (Schulz 1931). Dies bedeutete aber nicht unbedingt eine positive Einstellung oder gar eine irgendwie geartete Begeisterung für das Nachbarland. Zu den Motivationen gehörte es auch, dass Studenten ihre Ablehnung im Land selbst prüfen wollten, „durch intensives Studium und insbesondere durch Aussprachen auch mit rechtsgerichteten Kreisen […]“ (Göttling 1932). Die in den Nachkriegsjahren aufkommende Diskussion, ob nicht die Niederlage Deutschlands auch auf ungenügende Kenntnis des Feindes zurückzuführen sei, mag Studenten bewogen haben, sich an einem Austausch zu beteiligen. Jedoch war eine Motivation mit negativen Vorzeichen kaum geeignet, zumindest relativ unbeschwert und vorurteilsfrei ins Nachbarland zu fahren. So wird in einem Bericht mit durchaus lobenden Worten eine Veranstaltung des Foyer de la nouvelle Europe erwähnt, die der Verfasser in den Räumen des Internationalen Instituts für geistige Zusammenarbeit in Paris besucht habe. Brachten doch die Redner ihre Hoffnung auf eine europäische und besonders deutsch-französische Verständigung zum Ausdruck. Dennoch kommt er zu einem gedämpft optimistischen Schluss, was die zukünftigen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich betrifft, was er mit der feindlichen Haltung seines Gastlandes erklärt:

Diese Kundgebung verdient um so mehr Beachtung, als der gebildete Franzose auch heute noch häufig eine tiefe Abneigung gegen Deutschland besitzt. Im ganzen lässt sich jedoch trotz der Hetzartikel eines Teils der Presse, die Deutschland nicht wohl gesonnen ist, ein Abflauen der Wirkungen der Kriegspsychose konstatieren (Wilckens 1930: 22).

Der Student begnügt sich mit der Feststellung einer deutschlandfeindlichen Haltung, unternimmt aber keinesfalls einen Versuch, das Warum zu hinterfragen. Er ist offenbar mit einer gewissen Voreingenommenheit nach Frankreich gekommen und daran hat auch der Studienaufenthalt in Paris kaum etwas ändern können. Ähnlich argumentiert ein Studienrat in seinem Bericht über eine Frankreichreise an das Auswärtige Amt: „Die feindliche Stimmung gegen Deutschland hat sich sogar in radikalen Kreisen schon so weit gelegt, dass im Oktober 1926 mehr denn 125 reichsdeutsche Studenten an der Sorbonne ungehindert ihren Studien nachgehen konnten“ (PA Berlin, R 64057: E. Ebener aus Jena über eine Reise nach Frankreich, März 1927). Was zunächst positiv klingt, der Stimmungsumschwung Deutschland gegenüber, wird jedoch durch den vagen Hinweis auf die frühere Ablehnung deutscher Studenten in Frankreich gleich wieder eingeschränkt.

3. Die „Pflege der Ausländerstudentenfrage“ in Frankreich

Für Reinhold Schairer, den Geschäftsführer der Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft, hatte Frankreichs Bemühen um den Studentenaustausch Vorbildcharakter. Das betraf die Betreuung ausländischer Studenten im Land, die Werbe- und Vorbereitungsmaßnahmen, wie beispielsweise die von der Alliance Française angebotenen Sprachkurse im Ausland, sowie auch die Stipendien des französischen Staates (Schairer 1927: 24,72,96). Es sei besonders bemerkenswert, dass in Frankreich nicht nur Regierung und akademische Kreise diesen Austausch unterstützten, sondern dass „die Gesamtheit des Volkes von diesem Willen der Pflege und Steigerung dieser Beziehungen [mit ausländischen Studenten] erfasst ist“ (Schairer 1927: 25). Wie die von Schairer (1927: 25) genannten Zahlen zeigen, waren diese Anstrengungen von Erfolg gekrönt: in den letzten 25 Jahren sei die Zahl der ausländischen Studenten in Frankreich von 1.770 auf über 10.000 gestiegen.

Hierzu habe das Office National des Universités et Écoles Françaises (ONUEF) einen entscheidenden Beitrag geleistet, das im Rahmen der französischen Kulturpropaganda für das Gaststudententum zuständig war. Was Schairer aber wohl nicht wusste: von diesen Austauschprogrammen war Deutschland bis 1929 (Chapoutot 2001: 20) ausgeschlossen, denn diese Institution akzeptierte zunächst nur ehemalige Alliierte als Partner. Die deutschlandfeindliche Haltung erklärt sich zusätzlich aus der Gründungsmotivation. Das ONUEF wurde 1910 „in einem vom Revanche-Gedanken besessenen Frankreich“ vor allem gegen den deutschen Nachbarn gegründet. „Es sollte als Instrument der Abwehr gegen die deutsche Universität dienen und gegen deren Expansionsstreben“ (Chapoutot 2005: 133). Charles Petit-Dutaillis, der von 1916 bis 1938 Direktor des ONUEF war, weigerte sich nach dem Krieg, französische Studenten in das Land des “ewigen Feindes“ zu schicken. Ebenso lehnte er es strikt ab, deutsche Studenten an französischen Universitäten aufzunehmen, denn noch zu Beginn der zwanziger Jahre meinte er, ihre Sicherheit nicht garantieren zu können. In einem seiner Berichte heißt es: „ihr mangelndes Taktgefühl wird zwangsläufig zu verheerenden Zwischenfällen führen“ (Grautoff 1926: 12)10. So gab es ab 1924 wohl Annäherungen zwischen Deutschland und Frankreich, die Universitäten blieben davon aber ausgeschlossen. „Die bilateralen Beziehungen konnten sich ruhig verbessern, aber das französische Universitätsmilieu blieb eine Bastion des Widerstandes gegen jegliche Form der Versöhnung und das ONUEF spielte dabei die Rolle eines Bremsklotzes“ (Chapoutot 2005: 135).

In der französischen Zeitschrift La Revue Universelle werden die deutschen Universitäten der Nachkriegszeit als Zentren der Konterrevolution beschrieben, wo das Mensuren-Schlagen auch nach dem Krieg immer noch zum studentischen Ehrenkodex gehöre. Mit Befremden stellt der Journalist fest, „nach der Rückkehr aus dem Krieg hat man sich gleich wieder die Gesichter mit Schmissen verunziert, wie in der Zeit zuvor“ (Waline 1920: 207)11. Die Liste der monarchistischen, antisemitischen und xenophoben Aktionen deutscher Studenten gegen linke oder pazifistische Professoren sei so lang, dass er sich in seinem Artikel auf einige Beispiele aus Berlin, München, Frankfurt und Heidelberg beschränken müsse. Sein abschließendes Urteil über die deutschen Professoren und Studenten lautete: „Diese Männer sind uns von ihrem Fühlen und Denken her noch genauso fremd wie während des Kriegs“ (Waline 1920: 208)12. In Deutschland war man sich in linken und republikfreundlichen Kreisen durchaus bewusst, dass das Ausland mit einer Mischung aus Befremden und Unverständnis auf die deutsche Studentenschaft blickte. So heißt es in der Weltbühne: „Im Ausland stehen Band und Mütze, Seidel und Schmisse tief im Kurs“ (Joesten 11.2.1930: 242) oder noch schärfer formuliert im Tagebuch: „Tatsächlich ist der junge (und übrigens auch der alte) deutsche Akademiker ein dem Auslande besonders unverständliches, ja lächerliches Phänomen“ (Friedensburg 1929: 1550). Bei diesem Bild des Anderen dürften die deutschen Studenten in Frankreich auf viel Skepsis und auch Ablehnung gestoßen sein, sowohl an den Universitäten als auch in den Gastfamilien.

Für einen Lektor der deutschen Sprache in Paris war der Aufenthalt in Frankreich eher enttäuschend, denn es sei kaum möglich gewesen, zu den Franzosen dauerhafte Beziehungen aufzubauen. In der französischen Hauptstadt liege dies auch an der großen Zahl von Ausländern, die sich hier teils aus kulturellen oder privaten Interessen, teils aus politischen Gründen aufhalten. Dem politischen Treiben der Emigrantengruppen steht der Pariser Durchschnittsbürger mit einigem Misstrauen gegenüber, das nicht immer unbegründet ist und das, obschon ohne jede innere Berechtigung, auch den deutschen Studenten gegenüber obwaltet (Schulz 1931).

Die Erklärungen für Integrationsprobleme sind also immer wieder Fremdverschulden, werden aber kaum bei den deutschen Studenten selbst gesucht.

4. Studium in Frankreich

Was die Unterschiede zwischen den beiden Hochschulwesen betrifft, so sind sich die deutschen Beobachter weitgehend einig: In Frankreich „geht alles viel gebundener und schulmäßiger zu als bei uns“ (Küstermeier 1927). In diesem Zusammenhang ist der Bericht eines luxemburgischen Studenten aufschlussreich, der in beiden Ländern studiert hat und als Außenstehender, wie er selbst meint „mit einem objektiveren Blick“, die beiden Systeme vergleichen könne (Maul 1930). Der deutsche Student werde nach einem geregelten Schulalltag nun plötzlich mit „akademischer Freiheit beschenkt“ und dazu gehöre u.a. das eigenständige Zusammenstellen des Studienprogramms aus einem reichhaltigen Vorlesungsverzeichnis. Für schwächere Charaktere sei die Versuchung groß, sich mehr den angenehmen Seiten des Lebens zu widmen als dem Studium. Hier sieht er denn auch die Bedeutung der Studentenverbindung. „Sie versucht, die Persönlichkeit des Studenten zu entwickeln und ihm die hohe soziale Stellung klar zu legen, die er als zukünftiger Intellektueller und Führer des Volkes einnehmen soll“ (Maul 1930: 23). Ganz anders sei die Situation für den französischen Studenten, der kaum Wahlfreiheit bei den einzelnen Fächern habe und in der Regel nach jedem zweiten Semester eine Prüfung ablegen müsse – auf den Studenten in Deutschland komme dies erst nach drei oder vier Studienjahren zu. Der Luxemburger kommt zu dem Schluss,

dass der französische Studierende ein wirklicher Schüler bleibt und sich selbst auch als solcher betrachtet […]. Er hat noch die Einstellung und die Verfassung eines Schülers der Mittelschulen, der jede Gelegenheit benutzt, um die Vorlesung zu unterbrechen und in irgendeiner lärmhaften Manifestation (chahut!) seinem jugendlichen Sturm und Drang Ausdruck zu verleihen (Maul 1930: 24-25).

Mit der eigentlichen Elite der französischen Jugend komme der ausländische Student allerdings gar nicht in Berührung. Sie studiere „in den ‚Großen Schulen‘ als Staatsstipendiaten“ (Pfeffer 1931: 2), befinde sich in „internatsähnlichen Anstalten und bewege sich selten in der Öffentlichkeit“ (Schulz 1931). Der wissenschaftliche Charakter des Studiums fehle in Frankreich fast überall, da es in den Seminaren in erster Linie um die Examensvorbereitung gehe. Der französische Student studiere eifrig, aber in der Nähe des Elternhauses, den „Drang nach geistigen und sentimentalen ‚Abenteuern‘“ (Pfeffer 1931: 2) verspüre er nur selten.

Zu ganz ähnlichen Ergebnissen, was den „gemilderten Schulbetrieb“ und das Prüfungssystem an den französischen Universitäten betrifft, kommt Joachim Joesten (1930) in der Weltbühne. Der junge Mann, Jahrgang 1907, vergleicht die deutschen, französischen, italienischen, spanischen und amerikanischen Universitätssysteme – vorgeblich aus eigener Erfahrung. Es sei durchaus konsequent, dass im Zeitalter der internationalen Vereinigungen die Confédération Internationale des Etudiants gegründet worden sei. Dass man die Deutschen von der Mitgliedschaft ausgeschlossen habe, könne kaum überraschen, klaffe doch eine riesige Kluft zwischen der Stellung der deutschen Kommilitonen und der der Studenten im Rest der Welt. „Nur bei uns vollzieht sich mit dem Eintritt in die Hochschule eine Art Austritt aus dem ‚Volk‘, ein Übergang von einer niederen Kaste in eine höhere“ (Joesten, 11.2.1930: 243) – in eine Kaste, die mit Macht ausgestattet sei vergleichbar der Kirche und dem Heer. Diese Kastenzugehörigkeit bringe Verhaltensweisen mit sich, die im Ausland unbekannt seien und den deutschen Studenten als Sonderling erscheinen lassen müssen bzw. als arrogant. Wenn man ihm also mit einer gewissen Zurückhaltung begegne, so habe das nach Ansicht des Verfassers nichts mit Kriegsreminiszenzen zu tun.

Nach den organisatorischen Aspekten geht Joesten in einem zweiten Artikel auf typische Verhaltensweisen des deutschen Studenten ein. Er unterscheide sich dadurch so sehr von anderen Kommilitonen, dass er auch ohne glattgeschorenen Hinterkopf, Stiernacken oder Schmiss an jeder Universität der Welt in der Masse unschwer zu erkennen sei. Denn es „bleiben zwei unfehlbare Kennzeichen: er trägt den ganzen Tag eine Mappe und reißt sich, wenn er Kameraden grüßt, den Hut vom Kopf“ (Joesten 17.6.1930: 925), was im Ausland unbekannt ist. Nicht nur das Verhältnis zwischen Professoren und Studenten ist in Deutschland distanzierter als anderswo, auch der Umgangston unter den Studenten unterscheidet sich stark:

In Frankreich sind sie ‚des copins‘ [sic], in England ‚pals‘, bei uns aber sind es die ‚Herren Kommilitonen‘. Spanische Studenten grüßen einander, indem sie sich vergnügt und kameradschaftlich auf die Schultern klopfen und – auf Deutsche wirkt das sehr komisch – Arm in Arm weitergehen. Unsere schlagen die Hacken zusammen, reißen Hut oder Mütze vom Kopf, stehen kerzengerade da und unterhalten sich gemessen und würdig (Joesten 17.6.1930: 925).

Wie der luxemburgische Student beschreibt auch der Verfasser in der Weltbühne, auf welch unterschiedliche Art deutsche und französische Studenten ihren Unmut zum Ausdruck bringen. Es fällt auf, dass beide das französische Wort chahut benutzen, für das sie offenbar kein deutsches Äquivalent gefunden haben.

Der deutsche Student nimmt alles ernst und hat an allem etwas auszusetzen. In Frankreich lässt man sich gewiss auch nicht alles gefallen, aber wenn einem etwas nicht passt, so bedient man sich nicht der schulmeisterlichen Miene und des Nörgeltons sondern gibt dem Missfallen einen viel jugendlicheren Ausdruck. Die französischen Studenten schimpfen, machen Krach, poltern, lärmen und lachen mit einer kindischen Freude am ‚chahut‘. Sie reihen sich zum Protest im Gänsemarsch, traben durch die Universität und singen: ‚Il est cocu le chef de gare‘. Ähnlich in England und Spanien. In Berlin aber demonstriert man mit Lautsprechern und Transparenten unter Gebrüll und Gegröle. Donnerstimmen verteidigen die akademische Freiheit, Polizei und Presse sind mobilisiert (Joesten 17.6.1930: 925-26)13.

Wenn bisher vor allem die Andersartigkeit der Hochschulsysteme und die unterschiedlichen Verhaltensweisen der französischen und deutschen Studenten beschrieben wurden, so bleibt die Frage, inwiefern das akademische Wissen durch einen Studienaufenthalt an einer französischen Universität vertieft werden konnte. Otto Schempp, der im Sommer 1928 zum Studium der Nationalökonomie nach Paris kam, zieht eine negative Bilanz, was die fachliche Wissensbereicherung betrifft. „Die dort gelehrte ‚Économie politique‘ […] wirkt auf uns eher befremdend als anregend“ (Schempp 1929). Schempp kommt zu dem Schluss, dass das eigentliche Interesse des Studiums in Frankreich nur im Politisch-Soziologischen liege. „Praktisch heißt das: vergleichende Zeitungslektüre, Bücherstudium über deutsch-französische Probleme, Besuch von Versammlungen, Schauen und Hinhorchen da und dort“ (Schempp 1929).

Man sollte denken, dass die deutschen Studenten in Frankreich zumindest ihre Sprachkenntnisse verbessern konnten, was insbesondere für Romanistikstudenten notwendig war. Aber auch in dieser Frage ist die Bilanz oft eher enttäuschend.

Mit der Erfüllung rein sprachlicher Ambitionen ist es in Paris Anbetracht des bemessenen Aufenthaltes nicht weit her. An einer Universität, an der sich das ausländische Element mit über 20% aufhält, an dem man in jeder Vorlesung auf eine Schar deutscher Kommilitonen stößt, ist die Anbahnung einer fruchtbaren Sprachpraxis von enttäuschender Schwierigkeit (Schempp 1929).

Mit Ausnahme der Weltbühne wird der Kontakt mit dem anderen Geschlecht in keinem der Berichte thematisiert.14 Immer geht es um den Studenten, den Studierenden, das „gute, männliche Bekanntschaftsverhältnis“ (Pfeffer 1931: 1), „Bruderschaft und Mannschaftsgeist“ (Pfeffer 1931: 2); die Universität ist eine männliche Domäne. Joesten geht wohl kurz auf das Thema Liebe und Sexualität ein, entwirft allerdings ein Schwarz-Weiß-Bild – hier vernünftiger Deutscher, dort zügelloser Franzose –, das in seiner Simplifizierung und Überzeichnung zur Karikatur wird, mit gerade für die Weltbühne ungewöhnlichen antifranzösischen Klischees:

Auch hier nimmt der deutsche Student im allgemeinen die Sache ernster als seine ausländischen Kollegen. Liebesverhältnisse gelten nicht mehr wie früher als bloße ‚Jugendstreiche‘, sie werden auch gar nicht mehr ängstlich verborgen und nehmen mehr und mehr die Formen unbescheinigter Ehen an. In Frankreich dagegen herrscht in sexueller Hinsicht eine Unüberlegtheit und Zügellosigkeit, die zu erschreckenden statistischen Ergebnissen führt. Man wechselt dort seine ‚petite amie‘ wie ein Kleidungsstück und tauscht sie auch gelegentlich so aus. Sehr hoch ist infolge dieser Wahllosigkeit der Prozentsatz der geschlechtskranken Studenten, für die zudem keine Krankenkassen und nur vereinzelt billige Arzthilfe zur Verfügung stehen (Joesten 17.6.1930).

5. Völkerbundidee und Studentenaustausch

Deutschlands Verhältnis zum Völkerbund war von Anfang an problembeladen, was insbesondere auf das Internationale Institut für geistige Zusammenarbeit (IIfgZ) zutraf, das im Januar 1926 in den Räumen des Palais Royal eingeweiht wurde. Da dieses Institut des Völkerbunds seinen Sitz in Paris und nicht in Genf hatte, sah man in den Berliner Regierungskreisen darin vor allem eine erneute Aktion französischer Kulturpropaganda, die man keineswegs zu unterstützen gedachte. Auch unter deutschen Akademikern stieß das Pariser Institut auf „Zurückhaltung, vielfach sogar [auf] ausgesprochene Ablehnung“ (Timpe 30.1.1926). Dennoch wurde ein Deutscher, Werner Picht, 1927 mit Aufbau und Leitung der Universitätsabteilung des IIfgZ beauftragt. Als ehemaliger Leiter des akademischen Austauschdienstes hatte er auf dem Gebiet der internationalen Hochschulpolitik bereits wichtige Erfahrungen gesammelt.

Im Mittelpunkt der Arbeit dieses Büros für internationale Universitätsbeziehungen standen zunächst, wie bei allen anderen Abteilungen des IIfgZ, die Kontaktaufnahme mit Fachleuten aus den anderen Ländern, gegenseitiges Kennenlernen sowie Erfahrungsaustausch. Zu den Arbeitsschwerpunkten gehörten die Anerkennung der Universitätszeugnisse, steigende Studentenzahlen und zunehmende Arbeitslosigkeit unter den Geistesarbeitern, Studentenaustausch, die Vorarbeiten für ein Studentensanatorium sowie die Schaffung einer internationalen Studentenkarte. Wie schon Schairer betont auch die Völkerbunddiplomatin Margarete Rothbarth in einem Rückblick auf fünf Jahre IIfgZ die positive Rolle Frankreichs für den internationalen Studentenaustausch: „Frankreich läßt sehr weitherzig die meisten europäischen Studenten an seinen Universitäten zu“ (Rothbarth 1931: 66).

Werner Picht beklagt zehn Jahre nach dem Ende des Krieges, „seit wir die Heimkehr aus dem Weltkriege antraten“ (Picht 1928: 804), dass es bei der geistigen Abrüstung so wenig Fortschritte gebe. „Dass die Regeneration der Welt einen so langsamen Verlauf nimmt, liegt daran, dass im Weltkrieg wie niemals früher – und man weiß heute allgemein wie bewusst und systematisch – die Geister vergiftet worden sind“ (Picht 1930: 16). Um die Welt zu regenerieren, müsse der Studentenaustausch als Methode der Völkerverständigung ausgebaut werden, denn vor allem die Jugend sei befähigt, „an der Heilung der Welt von den gesinnungsmäßigen Folgen des Krieges“ (Picht 1930: 15) mitzuwirken. Der aktuelle Zustand der deutschen Universität, die als Institution einem Veränderungsprozess unterlag, mache eine internationale Zusammenarbeit schwierig:

In dem Maße, in dem die Universitäten Ausbildungsanstalten für eine bestimmte Anzahl fest umschriebener und durch Examensvorschriften geschützter Berufe geworden sind, und seit die Zahl der späteren Staatsangestellten unter den Studenten die der Wissenschaftler um ein Vieles übertrifft, ist auch der übernationale Charakter der Universität aufgehoben (Picht 1928: 806).

So sei der Begriff Student heute entwertet, die Universität von einer wissenschaftlichen Bildungs- und Forschungsstätte zu einer zunehmend berufsvorbereitenden Institution, zu einer “staatlichen Funktionärsschule“ verkommen. Diese Kritik wird von anderen noch schärfer formuliert: „[…] die Universitäten sind Berufsschulen geworden; die Wissenschaft ist woanders hingegangen.“ (Levi 1929: 1830). Eine Erklärung für diese Situation ist der starke Anstieg der Studenten. Denn nun

[…] haben sich Tausende, die früher in nichtakademische Karrieren abströmten – man denke nur an das große Offizierkorps – ins Reservoir der Universitäten ergossen. Ergebnis: statt rund 55.000 deutscher Studenten im größeren Deutschland des Jahres 1913 haben wir im kleineren heute 70.000 (Schwarzschild 1929: 1141).

Das Wort “Völkerverständigung“ werde heute in der Politik groß geschrieben, so „[…] dass man sich stellenweise, unter kaum verhüllter Beteiligung der Außenministerien, um die Heranziehung ausländischer Studenten, vor allem politisch wichtiger Länder, bemüht“ (Picht 1928: 806). Das IIfgZ hingegen hatte keine politische Rolle zu spielen, seine Aufgabe war es, den internationalen Studentenaustausch zu koordinieren, dessen Strukturen immer unübersichtlicher wurden. In dem von Picht bearbeiteten Handbuch Akademischer Austausch von 1928 werden allein für Europa über 300 Organisationen aufgelistet.

6. Die Pariser Cité Universitaire

Die zu Beginn der zwanziger Jahre am südlichen Stadtrand von Paris entstandene Studentenstadt (zur Geschichte der CU siehe Lemoine 1990, Colozza 2014) sollte nach dem Vorbild des Völkerbunds in Genf die akademischen Eliten aus aller Welt zusammenbringen, um auf diese Weise einen Beitrag zur Völkerverständigung und damit zur Friedenssicherung zu leisten. Im Namen wurde die internationale Dimension dieses „studentischen Völkerbunds“ erst 1963 erkennbar, als die Studentenstadt in Cité internationale universitaire de Paris umbenannt wurde.

Nach dem Ersten Weltkrieg stellte die wirtschaftliche Lage der französischen Studenten ein „beängstigendes, nahezu unlösbares Problem“ dar (Février 1930: 725). Für Familien aus dem Mittelstand war ein Studium der Kinder in Paris unerschwinglich geworden. Und wie ein deutscher Beobachter feststellte, waren die französischen Studenten auf die Unterstützung durch die Familie angewiesen. „Selten nur findet man in Frankreich […] junge Leute, die sich ihr Studium ganz selbst erarbeiten, […]“ (Joesten Juni 1930: 927).

Wenn diese Lage länger andauerte, bestand die Gefahr, dass sie in einer Krise des Studentennachwuchses gipfelte, die zwangsläufig eine Schwächung der geistigen Elite Frankreichs und indirekt eine Minderung der Tragweite des französischen Gedankens nach sich ziehen musste (Février 1930: 725).

Mit Hilfe des französischen Staates und privater Mäzene konnten bis zum 1. Januar 1932 zehn Häuser auf dem Terrain der CU gebaut werden, die Platz für 1.370 Studenten boten (Lauriant 1932: 373). Das Projekt war aber keinesfalls unumstritten. Wenn dieser preiswerte Wohnraum im Grünen von Politikern und Studenten geschätzt wurde, sahen Besitzer kleiner Hotels und Restaurants sowie Geschäftsinhaber des Viertels in dieser neuen Studentenstadt eine existenzielle Bedrohung und forderten, die Zimmer in der CU nur an Studenten in sozial schwierigen Verhältnissen zu vergeben (AN, Pierrefitte-sur-Seine, AJ/16/7033, Brief vom 28.3.1934)15.

Dass dieses weltweit einzigartige Projekt einer internationalen Studentenstadt auf großes Interesse stieß, war nicht zuletzt der Informationspolitik der französischen Regierung zu verdanken, die darauf bedacht war, dass die Feierlichkeiten zur Grundsteinlegung sowie auch zur Einweihung in der Presse gebührend beachtet und gewürdigt wurden. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs standen 18 Häuser, d.h. die CU wurde allein durch die Neubauten sechsunddreißig Mal zu einem vielbeachteten Medienereignis. Bei der Einweihung des von J. D. Rockefeller jr. gestifteten International House am 14. November 1936 waren beispielsweise neben dem Präsidenten Albert Lebrun französische Vertreter des Außenministeriums und der Kultusbehörden anwesend.

In seiner Ansprache betonte der französische Kulturminister Jean Zay vor den Vertretern von insgesamt 51 Fremdstaaten, dass kein Volk etwas von seiner Eigenart oder seinem seelischen Inhalt einbüße, wenn es sich bemühe auch den geistigen Inhalt anderer Völker zum Gegenstand ernsthaften Studiums zu machen (Hochschule und Ausland, Dezember 1936: 1143).

Der CU wurden aber nicht nur zahlreiche Zeitungs- und Zeitschriftenartikel gewidmet, sie wurde auch ein Ausflugsziel für Touristen (Baedeker 1931) und bereits 1931 Thema einer Dissertation an der juristischen Fakultät in Paris (Priault 1931). In einer vom IIfgZ herausgegebenen Zeitschrift wird zu Bedenken gegeben, dass es zehn Jahre nach Gründung und sechs Jahre nach der Einweihung des ersten Studentenhauses wohl noch zu früh für eine wissenschaftliche Untersuchung der CU sei. „Wenn es hier zu Fehleinschätzungen kommt, so liegt es zum großen Teil daran, dass wegen des geringen zeitlichen Abstandes zu dieser neuartigen Cité eine objektive Einschätzung kaum möglich ist“ (La Coopération intellectuelle, März-April 1933: 228)16. Mit Bedauern stellt der ungenannte Rezensent fest, dass die von der Autorin formulierte These, die CU trage aktiv dazu bei, ausländische Studenten nach Paris zu holen, nicht zutreffe. Die überwiegende Zahl der ausländischen Studenten komme nämlich aus den Staaten, die über kein eigenes Haus verfügen.17

Offenbar standen dem Rezensenten und d.h. dem IIfgZ Zahlen zur Verfügung, die Aufschluss über die nationale Zugehörigkeit der Studenten in der CU gaben. Heute wissen wir, dass es eine irgendwie geartete Zusammenarbeit zwischen dem Pariser Völkerbundinstitut und der Studentenstadt gegeben hat – so gehörte Julien Luchaire, der Direktor des IIfgZ, bei offiziellen Anlässen in der CU zu den geladenen Gästen (Annales de l’Université de Paris, November 1926). Im Archiv der UNESCO befinden sich noch Spuren dieser Zusammenarbeit, die Akten sind jedoch im Zweiten Weltkrieg verschwunden, ausgelagert oder vernichtet worden (UNESCO, IICI, C.IV.7, Cité universitaire de Paris: manque).

7. Deutsche Präsenz in der Cité Universitaire

Wie andere Vertreter fremder Staaten wurde auch der deutsche Botschafter in Paris, 1924 bis 1932 war es Leopold von Hoesch, regelmäßig zu den Feierlichkeiten in der CU eingeladen, ließ sich jedoch ebenso regelmäßig entschuldigen. Deutschland weigerte sich, durch seine Präsenz bei offiziellen Anlässen das Ansehen Frankreichs auf internationaler Bühne zu stärken, verfolgte aber intern sehr genau die Entwicklung der CU, wie Briefe und Berichte im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes in Berlin zeigen. Bis zu einem Deutschland-Haus war es noch ein langer Weg (Bock 2010a), der insgesamt von 1927 bis 1956 dauerte. Hans Manfred Bock, der die Vorgeschichte des deutschen Hauses gründlich aufgearbeitet hat, kommt zu folgendem Schluss:

In der ganzen Vorgeschichte des Projekts eines deutschen Hauses in der CU gab es seit 1927 zwei Handlungsebenen für dessen Verwirklichung: Einerseits kamen die artikuliertesten Bedarfsanmeldungen für eine solche Einrichtung aus dem Bereich der Wirtschaft und der Studentenschaft in Deutschland; andererseits gab es ein politisch-institutionelles Interesse an der Vertretung Deutschlands in der CU, das aber in Deutschland und Frankreich in seltsamer Weise asynchron angemeldet wurde; d.h. es war im einen Land vorhanden immer dann, wenn es im anderen Land verneint wurde (Bock 2007: 111).

Auch als es in der CU noch kein deutsches Haus gab, wohnten dort schon deutsche Studenten (Sereni 1992: 403). Verstreut lassen sich konkrete Hinweise darauf finden: 1924/25 waren es zwei (Priault 1931: 128), 1933 wohnten zwei Studentinnen und ein Student in der Fondation des Etats-Unis und ein Deutscher mit 36 Griechen und 34 Franzosen im Schweizer Haus (La Cité Universitaire, 15. November 1933: 32). 1935 waren von den insgesamt 473 ausländischen Studenten in der CU acht Deutsche (La Cité Universitaire, Dezember 1935: 18-19). Wenn ab 1933 auch einige deutsche Emigranten in der CU Unterkunft fanden, so wurde dies in den folgenden Jahren zunehmend schwerer. Um einen Wohnplatz in der CU zu bekommen, mussten sich die Kandidaten von der deutschen Botschaft ihren Studentenstatus bescheinigen lassen. Sofern sie nicht schon in den Organisationen der NSDAP Mitglied waren, war dies die zu erbringende Gegenleistung für ein Zimmer in der CU (AN, Pierrefitte-sur-Seine, 20010167/210).

In den deutschen Kommentaren zur CU werden der fehlende Kontakt zur einheimischen Bevölkerung sowie die Isolierung der ausländischen Studenten äußerst kritisch betrachtet. Schairer versucht seinem ablehnenden Urteil damit Gewicht zu verleihen, dass er auf nicht näher präzisierte kritische Stimmen in Frankreich verweist: „Schon jetzt sind in Paris selbst starke und gewichtige Stimmen hörbar“ (Schairer 1927: 87), die die Gefahr von „geschlossenen Fremdenkolonien“ sehen. Da die ausländischen Studenten am Rande von Paris in abgetrennten Häusern leben, sei ein Zusammenleben mit einheimischen Studenten nicht mehr möglich. Prinzipiell hält er Studentenwohnheime wohl für eine gute Sache, rät jedoch davon ab, das in der CU eingeführte „Isolierungssystem, das jede Nation von der anderen trennt“ (Schairer 1927: 127), in Deutschland zu übernehmen. Wie zuvor am Beispiel des Schweizer Hauses gezeigt wurde, wohnten jedoch Studenten aus mehreren Ländern zusammen, darunter waren auch Franzosen. Der von Schairer vorgebrachte Vorwurf der Ghettoisierung ist also kaum haltbar. Von studentischer Seite wurde eingeräumt, dass man in den Häusern der CU wohl “Lebensgemeinschaften“ finde, sie „sind aber doch eigentlich amerikanische Importartikel und hängen so etwas in der Luft. Gerade die Cité Universitaire isoliert die ausländischen Studenten sehr stark“ (Pfeffer 1931: 2). Es bleibt dahingestellt, warum der amerikanische Einfluss gegen die CU spricht. Uns liegen heute leider keine Erfahrungsberichte von deutschen Studenten vor, die in der Zwischenkriegszeit in der Pariser Studentenstadtgewohnt haben.

Schließlich hält auch der kosmopolitische Charakter der CU vor dem kritischen Blick aus Deutschland nicht stand. Das Originelle dieser Studentenstadt war und ist ja gerade, dass die künftige Elite der ganzen Welt in Paris zusammenleben soll, ausgehend von der Idee, dass ein besseres Kennen des Anderen Konflikte vermeidet oder zumindest reduziert. „Nun wird manchmal behauptet, dass der Wert der Cité Universitaire gerade darin liege, daß sie eine Einrichtung internationalen Charakters sei und dass sie ihre Bewohner mit internationalem Geiste erfülle“ (Hochschule und Ausland, April 1931, 8). Wie dieser anonyme Kritiker meint, könne dies aber nicht der Zweck des Studentenaustauschs sein. Ein Auslandsaufenthalt solle doch vor allem dazu dienen, das Gastland und seine Menschen kennenzulernen und so plädiert er für eine stärkere Präsenz der Einheimischen in den Studentenwohnheimen.

Die Berichte zeigen, dass man die Existenz der CU angesichts ihres Erfolges schlecht übergehen konnte. Die Kritiker lassen jedoch völlig außer Acht, dass neben den Wohnheimen vor allem die Universität selbst der Ort war, der das Zusammentreffen ausländischer mit einheimischen Studenten ermöglichte und den intellektuellen sowie auch den privaten Austausch förderte.

Generelle Zweifel an der Wirksamkeit des akademischen Austauschs kamen von unerwarteter Seite, nämlich von Werner Picht. Welchen Wert haben all diese Bemühungen um den Akademikeraustausch?

Die Antwort, die stets rasch bei der Hand ist, lautet: Verständigung, Befriedung der Welt durch Verstehen. In dieser Zielsetzung aber scheint sich uns ein allzu naiver Optimismus auszudrücken, ein aufklärerischer Optimismus, der wundernehmen muss bei einer Generation, die erfahren hat, dass weder Interessen noch Leidenschaften vor einem Besser-Wissen haltmachen (Picht 1928, S.807/08).

Seine Argumentation untermauert er mit dem Hinweis auf die amerikanischen Hochschulpräsidenten, die trotz eines Studiums in Deutschland die größten „Deutschenfresser“ waren. Auch Schairer warnt davor zu glauben, dass ein Studienaufenthalt im Ausland allein schon einen Beitrag zur Völkerverständigung bedeute und daher möglichst viele Studenten ins Ausland geschickt werden sollten. Durch die Überfüllung der Universität mit ausländischen Studenten könnten sie von den einheimischen Studenten als „Eindringlinge“ gesehen werden. Hierdurch würde eine Lage geschaffen, die kontraproduktiv zu den eigentlichen Intentionen sei. Ein weiteres Problem sah Schairer darin, dass die Studenten der Nachkriegszeit im Gegensatz zu früheren Generationen dem Zwang zum raschen Examen unterlagen, wodurch während des Auslandsaufenthalts kaum noch Zeit zum Kennenlernen des Gastlandes blieb oder gar zur Pflege von Freundschaften (Schairer 1927: 12).

Konnte die studentische Mobilität in den Nachkriegsjahren zu der so notwendigen Völkerverständigung beitragen, unterstützte sie die geistige Abrüstung? Werner Picht hält es für ein zu hoch gestecktes Ziel zu glauben, „dass ein junger Mensch nach einjährigem Studium an einer ausländischen Universität ein fremdes Volk verstehen gelernt hat“ (Picht 1928: 808). Die Studenten selbst sind an die Frage unbelasteter und spontaner herangegangen, weshalb sie auch von vielen als die besten Botschafter ihres Landes angesehen wurden. Wer sich bemühte, konnte sich durchaus mit Alltag, Kultur und Politik der Franzosen vertraut machen und auch mit den Menschen im Gastland in Kontakt kommen. Dass Studenten verschiedener Nationen im Quartier Latin zusammenlebten, war ein lebendiges Beispiel für Völkerverständigung: „In diesem Viertel vollzieht sich die Verständigung der jungen Generation Europas, die der Neugestaltung der politischen Welt so nottut“ (Schempp 1929). Auch in der CU, dem „studentischen Völkerbund“, sollte die zukünftige Elite aus allen Ländern der Welt zusammenkommen, um die Gefahr von Kriegen zu bannen. Wenn dieses Projekt in den Berichten der deutschen Studenten weitgehend auf Skepsis oder gar Ablehnung traf, so ist dies auf die in der Nachkriegszeit noch verstärkte Rivalität zwischen Deutschland und Frankreich zurückzuführen, die sich auch im Urteil der Austauschstudenten niederschlug. Das mag auch ein Grund dafür sein, dass in keinem der für diesen Beitrag ausgewerteten Studenten-Berichte die Qualität der Lehre oder der Ruf der französischen Universitäten als Motivation für einen Studienaufenthalt im Nachbarland genannt wird. Genannt wird vielmehr das Interesse am anderen Kulturkreis, an der französischen Sprache sowie auch am europäischen Kosmopolitismus der französischen Hauptstadt.

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Notes

1 Die Zahlenangaben können aus verschiedenen Gründen nur Größenordnungen vermitteln, da systematische Statistiken noch nicht vorlagen. In den Quellen wird nicht unbedingt präzisiert, ob es sich um Einschreibungen für Ferienkurse oder einen Studienaufenthalt handelt, ob es die Zahl aller Auslandsstudenten sind oder nur die der Stipendiaten bzw. vom Akademischen Austauschdienst vermittelten. Retour au texte

2 « […] à la veille de la grande guerre, la France était un des pays du monde où les civilisations étrangères étaient le plus largement et le plus méthodiquement étudiées […]. » Retour au texte

3 Bei Ziebura findet sich der Hinweis, dass es sich um vier Artikel handelt, die am 3., 10., 17. und 24. Mai 1913 erschienen sind. Retour au texte

4 André François-Poncet verweist in der Buchversion auf einen Artikel aus der Täglichen Rundschau vom 9. Mai 1913, wo ihm vorgeworfen wurde, ein grob verzerrtes Bild der deutschen Jugend gezeichnet zu haben. Retour au texte

5 « L’Université est ainsi un des rouages essentiels dans la machine de guerre allemande. Il faut étudier les jeunes gens qu’elle forme pour connaître la force exacte de cette machine. » Retour au texte

6 « Voici donc ce que je tiens pour la vérité. La jeunesse allemande universitaire d’aujourd’hui, dans son ensemble, n’est ni alerte, ni vivace, ni impatiente à agir, ni étroitement mêlée aux préoccupations contemporaines. Elle lit peu; elle observe peu ; elle n’est pas inquiète, elle ne cherche pas ; elle ne prévoit pas ; elle ignore. »  Retour au texte

7 André François-Poncet war während seiner Schul- und Studienzeit bereits länger in Deutschland; für diese Artikelserie sei er extra nach Deutschland gefahren, um sich auf aktuelle Eindrücke stützen zu können (François-Poncet 1913: 37). Retour au texte

8 Transkription der Verfasserin; ich danke Helmut G. Asper, der mich auf diese Radiosendung aufmerksam gemacht hat. Retour au texte

9 Die vom Akademischen Austauschdienst vermittelten Studenten mussten Berichte über ihren Auslandsaufenthalt nach Berlin schicken (Wilckens 1930: 19). Sollten sie noch aufzufinden sein, könnten diese Quellen für eine umfangreichere Untersuchung aufschlussreich sein. Retour au texte

10 « leur manque de tact est une garantie d’incidents désastreux ». Grautoff weist in einer Fußnote darauf hin, dass dieser Bericht des ONUEF im Juni 1925 gedruckt wurde, also zu einer Zeit, da Anatole de Monzie Unterrichtsminister war. Für die damaligen Leser erübrigte sich offenbar der Hinweis, dass de Monzie der erste amtierende Staatsminister seit 1870 war, der zu einem Staatsbesuch nach Deutschland kam. Sein Besuch im September 1925 in Berlin, wo er von Carl Heinrich Becker empfangen wurde, gilt als offizieller Beginn der Wiederaufnahme der deutsch-französischen Beziehungen nach dem Ersten Weltkrieg (Marmetschke 2005: 37). Retour au texte

11 « au retour de la guerre, on s’empresse de se taillader la figure comme devant ». Retour au texte

12 « Ces hommes sont aussi loin de nous, par le cœur et la pensée, que pendant la guerre. » Retour au texte

13 Als Beispiel sollen hier die ‚Berliner Studentenkrawalle‘ vom 28. Juni 1929 erwähnt werden, zu denen es am zehnten Jahrestag der Unterzeichnung des Versailler Vertrags kam. Als eine kleine Studentengruppe nach dem Ende der genehmigten Demonstration versuchte, in das Kultusministerium einzudringen, wurde ihr das von einem bewaffneten Polizisten verwehrt. Daraufhin versuchten die Studenten ihm seine Dienstwaffe zu entreißen, bei dem folgenden Warnschuss des Polizisten wurde niemand verletzt. (Frankfurter Zeitung, 29.6.1929). Retour au texte

14 Vor dem Ersten Weltkrieg waren von den insgesamt 41.897 Studenten, davon 3.609 Studentinnen, an den französischen Universitäten 3.089 Ausländer, davon 1.643 ausländische Studentinnen (Hochschulnachrichten, April 1909, 16). Retour au texte

15 In der gleichen Akte befindet sich ein anonymer Brief aus dem Jahre 1935, gezeichnet „FLY TOX“: « Au profiteur de la Cité Universitaire. Un simple avertissement pour te prévenir que nous, les hôteliers, restaurateurs et commerçants ruinés par la concurrence illicite de la Cité Universitaire, avons décidé de te supprimer purement et simplement. Tu y passeras un jour ou l’autre. Nous en avons assez des Staviski et consorts. L’ère des injustices est terminée et la société doit être épurée des gangsters et pirates qui écument le public. » Retour au texte

16 « S’il y a des erreurs d’appréciation, elles sont dues en grande partie au fait que le temps trop bref qui nous sépare de cette originale Cité ne permet pas encore une vue assez claire des choses. » Retour au texte

17 Gegen diese Dissertation wurde von Henry Spont heftig polemisiert. Er war ein enger Mitarbeiter von Emile Deutsch de la Meurthe, einem der wichtigsten Mäzene der Cité. Er nahm für sich in Anspruch, Spezialist des Themas zu sein, hatte er doch schon zu Beginn der zwanziger Jahre eine Propagandaschrift über die Studentenstadt geschrieben:  Henry Spont, La Cité universitaire, Paris : J. Simon, 1923. Auf 33 Seiten brachte er nun seine Kritik an der publizierten Dissertation zum Ausdruck: Henry Spont. L'Université de Paris et la Cité universitaire: à propos d'un ouvrage de Mlle Priault, intitulé « la Cité universitaire et son rôle social », Paris: P. Lang, 1932. Retour au texte

Citer cet article

Référence électronique

Ute Lemke, « Studentische Mobilität nach dem Ende des Ersten Weltkriegs als Beitrag zur Völkerverständigung? Das Beispiel der deutschen Studenten in Frankreich », Textes et contextes [En ligne], 11 | 2016, publié le 01 décembre 2016 et consulté le 22 novembre 2024. Droits d'auteur : Licence CC BY 4.0. URL : http://preo.u-bourgogne.fr/textesetcontextes/index.php?id=644

Auteur

Ute Lemke

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