Bibliography
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Arendt, Hannah, Wir Flüchtlinge [ang : 1943], Ditzingen : Reclam, 2016. Traduction française de Sylvie Courtine-Denamy, « Nous autres réfugiés », in : Pouvoirs, 144, 2013/1.
Bachmann, Ingeborg, « Alle Tage », in : Die gestundete Zeit, Munich : Piper & Co. Verlag, [1953] 1974.
Büchner, Georg, Werke und Briefe, Munich : dtv Klassik, 1995. Traduction française de Bernard Chartreux, Eberhard Spreng et Jean-Pierre Vincent : Woyzeck, Paris : L’Arche, 1993.
Genette, Gérard, Figures III, Paris : Éditions du Seuil, 1972.
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Thaylor, Nathan, « Am Nullpunkt des Realismus », in : Horstkotte Silke et Herrmann Leonhard (Eds.), Poetiken der Gegenwart, Berlin : de Gruyter, 2013, p. 13-30.
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Notes
Cet article fut rédigé à l’automne 2018 dans le cadre d’un colloque portant le titre « Être(s) clandestin(s) ». Bien des aspects du roman en question ont été approfondis dans nos travaux de recherche ultérieurs, notamment en ce qui concerne les échos de la pensée arendtienne (voir note 20). Cet article doit être considéré comme le tout début d’une réflexion plus large, aboutie plus tard.
Terézia Mora en cite surtout, en rapport avec son roman, les premiers vers : « Der Krieg wird nicht mehr erklärt,/ sondern fortgesetzt. » Notons ici de manière générale l’importance d’Ingeborg Bachmann pour Terézia Mora, elle-même par ailleurs lauréate du prix Bachmann en 1999.
« die allumfassende Vorläufigkeit der absoluten Freiheit eines Lebens ohne gültige Dokumente ». En l’absence de traduction française de ce roman, c’est nous qui nous traduisons.
« zur falschen Zeit am falschen Ort ».
La ville dans laquelle se trouve Abel Nema reste indéterminée et, si elle est parfois nommée « B. », Terézia Mora (2011 : 180) précise lors d’une interview que « nous ne parlons pas de Berlin […], mais d’une grande ville occidentale de notre temps. » ( « Wir reden hier nicht von Berlin […], sondern von einer westlichen Großstadt unserer Zeit. »)
« Nirgends bist du. »
« Nicht-Vorhandensein ».
« Er sieht so normal aus […], deswegen dauert es eine Weile, bis man merkt, dass er in Wirklichkeit wie ein Magnet alles Sonderbare, Lächerliche und Traurige anzieht. »
Le terme de « réfugié » désigne un statut juridique, celui de « clandestin » une situation illégale et semblent donc s’opposer ; pourtant maintes convergences peuvent être établies comme dans le roman de Terézia Mora, le réfugié Abel Nema étant aussi sans papier et de ce fait sans protection juridique ou sociale.
« Die Sache ist simpel, sagte Abel. Der Staat, in dem er geboren worden sei und den er vor fast zehn Jahren verlassen habe, sei in der Zwischenzeit in drei bis fünf neue Staaten gespalten worden. Und keiner dieser drei bis fünf sei der Meinung, jemandem wie ihm eine Staatsbürgerschaft schuldig zu sein. »
« Zu Ihrer Botschaft können Sie aus objektiven Gründen nicht. »
« Den Staat gibt es gar nicht mehr. […] Ich kann niemanden scheiden, der gar nicht existiert. »
« Gesetzlosen ».
« der Authentischste und Unglaubwürdigste ».
« Ich wollte keine Geschichte, in der ein Mensch unter abenteuerlichen Umständen flieht und dann widerfährt ihm ganz viel Böses und er hat es ganz schwer. Ich wollte im Gegenteil, dass er ständig Glück hat, gegen all unsere Erwartungen. »
« Seine zehn Sprachen hat er nur gelernt, um einsamer sein zu können als mit drei, fünf oder sieben. »
« Doch die weltordnende, sozietätfördernde und identitätsstiftende Funktion der Sprache […] scheint bei Abel außer Kraft zu treten und keineswegs eine kommunikative Wirkung zu erzielen. »
« Einen, der allein ist, ereilt das Schicksal schnell, und du bist allein, soviel wissen wir schon, du bist so allein, wie man nur sein kann, dein Professor, der am Telefon nachfragt : Wer?, ist dein nächster Verwandter. »
« Wenn dein Schicksal einmal aus den Fugen geraten ist, trägst du das Zeichen […]. »
Corrigé par nous à partir de la version allemande : « « Nur sehr wenige Individuen bringen die Kraft auf, ihre eigene Integrität zu bewahren, wenn ihr sozialer, politischer und juristischer Status völlig verworren ist. » Les réflexions arendtiennes sur les réfugiés sont étroitement liées aux concepts de « pluralité », d’ « acosmie » et de « superfluité » que la penseuse politique développe tout au long de son œuvre ; ceci mérite une réflexion à part entière (nous consacrons un chapitre aux liens entre l’œuvre de Terézia Mora et la pensée arendtienne dans un ouvrage inédit (dans le cadre d’une Habilitation à Diriger des Recherches) portant sur l’actualité de la pensée arendtienne dans la littérature contemporaine : Citoyennetés narratives, à paraître.)
« Ich habe mir meine Identität klauen lassen. »
« Im Moment ist er gerade erst angekommen, ein junger Mensch mit einem Rucksack, was mag in seinem Kopf vorgehen. »
« Er hat das Büchner-Problem: ,Jeder Mensch ist ein Abgrund und es schwindelt einem, wenn man hinabsieht.‘ » La citation de Georg Büchner est extraite de la pièce Woyzeck (Seconde ébauche, Scène 8). (Büchner 1993: 52).
« der Mensch als Fremder an sich ».
« […] denn was wirklich wesentlich war in dem Moment, war etwas, was die Braut Mercedes nicht hätte benennen können, das wie ein Wartezimmer roch, wie Holzbänke, Kohleofen, verzogene Schienen, ein in die Böschung geworfener Pappesack mit den Resten von Zement, Salz und Asche auf einer eisigen Straße, Essigbäume, Messinghähne und pechschwarzes Kakaopulver, und überhaupt: Essen, wie sie es noch nie gegessen hat, und so weiter, etwas Endloses, wofür sie gar keine Worte mehr hat, stieg aus ihm hoch, als trüge er ihn in den Taschen: den Geruch der Fremde. Sie roch Fremdheit an ihm. »
« Zuerst dachten sie, sagten die Frauen später aus, jemand hätte nur seinen Mantel dort vergessen […]. Aber dann sahen sie, dass unten Hände heraushingen […]. »
« und wie dünn, mein Gott! Der Wind trägt dich davon! »
« Was soll dieses ständige Verschwinden, was bist du? Eine Fata Morgana? Du bist keine Fata Morgana, mein Lieber, du bist ein Mensch, andere Menschen machen sich deinetwegen Gedanken. So kann man sich doch nicht verhalten. »
« Heute habe ich einen Mann gesehen, der muss aus dem Himmel gefallen sein oder aus der Hölle gefahren, als er in das Auto einstieg, war er noch kein ganzer Mensch […]. »
« Es fehlt ihm an nichts, außer an… Er kannte das Wort nicht, er bildete es neu: Menschheit. Ich weiß nicht, ob man das so sagen kann. Ein Mensch ohne Menschheit, verstehst du? »
« In der Welt leben und nicht in der Welt leben. So einer ist er. »
« die quasi als leeres Zentrum funktioniert, als das Auge des Hurrikans. »
« Jemand, eine Erbtante namens Vorsehung, hat mir ein gigantisches Ehemann-Puzzle geschenkt, Stück für Stück nähere ich mich von den Rändern an, Beobachtungsgabe und Ausdauer werden trainiert […]. »
« Jede Stimme konstruiert Abel Nemas Identität, je nach ihrer Wahrnehmungs- und Sprachkompetenz, als persönlich-subjektiv und daher bedingt gültig – ein enormer Konstruktionsaufwand ohne Erkenntnisgewinn. »
Rappelons ici la distinction établie par Gérard Genette entre la focalisation ( « qui voit ») et la voix ( « qui parle »), voire notamment le chapitre 5 de Figures III intitulé « Voix » (Genette 1972 : 225-267).
« Er strahlt etwas Unerklärliches aus, Ferne und… Ist es Kraft oder Schwäche? »
« bewahrt sie durch ihr indirektes Erzählen die Unfassbarkeit des Helden. »
« Ein höflicher, stiller, gutaussehender Mensch. Und gleichzeitig… Ich weiß auch nicht, er hat etwas an sich, etwas… »
« Nirgendwohin? Ist denn das möglich? Ist man nicht immer irgendwohin unterwegs? »
« eine Radikalisierung des romantischen Topos im Zeichen aktueller Kriegs- und Migrationsbewegungen. »
Maike Albath (2019 : 39) parle à son propos de « Nomadendasein » ( « existence nomade »).
« Weil er das ist, was wir nicht benennen können, was vom Krieg in uns einzieht, auch wenn wir nicht an ihm teilnehmen, und was vom Krieg übrig bleibt, nachdem der Frieden geschlossen worden ist. Abel ist das Trauma. »
« so lässt der Text dessen Auswirkungen spüren und zwar in der Form textueller Ambivalenzen, sei es nun als Abels narrative Unzugänglichkeit oder als die Verweigerung des Textes, weder konkret noch abstrakt zu sein. »
« seine eigentliche Spezialität ist es, dass sich Menschen für ihn interessieren, und zwar ohne dass er auch nur das Geringste dafür tut. »
« Was haben Sie verbrochen? Sie wollte es fragen, fragte es doch nicht. »
« Im Grunde macht er gar nichts, er existiert nur, so oder so. Und plötzlich oder allmählich wird dieser Mensch zu einer Kette von Irritationen und Ärgernissen. »
« Mercedes interessiert sich neuerdings für Flüchtlingsfragen, wie ist die Rechtslage, welche spezifischen Krankheiten. Dafür ist er allerdings kein guter Gesprächspartner, wundert es dich, wie würde es dir an seiner Stelle gehen, ich schäme mich fast […]. »
« ich bin eine andere, nicht ganz und gar, aber um entscheidende Nuancen […]. »
« Wenn ich die Ehe annullieren lasse, sagt Mercedes verliert er seinen Pass. »
« Etwas Unerklärliches passiert jedes Mal, wenn ich mit diesem Menschen zu tun bekomme. Zwei Komponenten seines komplexen Gefühls konnte Professor B. später identifizieren. Es waren: Scham und Sehnsucht. Warum ausgerechnet diese? »
« Dabei steigerte er sich in die Vorstellung hinein, er müsste seinen eigenen Sohn aus den Fängen einer verbrecherischen Staatsgewalt befreien und jede Minute zählte. »
« Fühlte sich Tibor eben noch vom Engagement für den ausländischen Studenten beseelt, war nun, da alles vorbei war, und sie im Auto saßen, auch das verflogen. Eigentlich weiß ich gar nichts über ihn. »
« Alle Figuren des Textes suchen ihre eigene Identität, d.h. ihre eigene Bedeutung, in Bezug auf Abel Nema zu erarbeiten, bzw. zu gestalten. »
« Kurz und gut, man fragt sich, was man mit jemandem mit solchen Fähigkeiten, […] anfangen soll, diesem Abel Nema, der ein vernünftiger Junge zu sein scheint, von dessen Unschuld man schon die ganze Zeit oder relativ früh, überzeugt war, man hat nur gewartet, bis er selbst es sagen würde. Vaterstaat zu sein, ist ein harter Job, es geht nicht darum zu strafen, es geht darum, Werte zu vermitteln, zum Nachdenken zu bringen und er hoffe, das sei ihm diesmal ein wenig gelungen. Jetzt gehen wir erst mal hübsch nach Hause und denken darüber nach, was wir mit unserem Schicksal anfangen wollen. Außergewöhnliche Fähigkeiten bedeuten ein enormes Privileg, das man nicht nur für sich allein in Anspruch nehmen darf, ganz abgesehen davon, dass alles Talent nichts nützt, wenn man zum Beispiel seine Papiere nicht in Ordnung hat. »
Citation libre de Michel Porret.
« einen Verlorenen ».
« Die Verwirrung, in der wir leben, haben wir uns teilweise selbst zuzuschreiben. »
« Ich hatte Glück, Fähigkeiten und Möglichkeiten, man kann nicht einmal sagen, ich hätte sie gänzlich vergeudet, trotzdem bin ich heute verloren. Ich habe mich einfach zu sehr geschämt. Nicht am richtigen Ort, oder am richtigen Ort, nicht der richtige Mensch zu sein. All meine Kraft ging für die Scham drauf, von morgens bis abends und auch in der Nacht. Erniedrigende, verzweifelte Scham. Dass ich herkomme, wo ich herkomme. Dass passiert ist, was passiert ist. / Pause, dann kaum hörbar: / Eines Tages ist der talentierte Mensch, der ich bin, einfach verzweifelt. »
Ceci vient renforcer la dimension religieuse conférée au personnage tout au long du roman ainsi que l’intertextualité biblique manifeste dans celui-ci. Là aussi, cet aspect mériterait un chapitre à part entière. Terézia Mora (2011 : 109) dit en effet lors d’une interview s’être inscrite dans cette tradition : « Le cheminement était à peu près le suivant : Abel Nema, histoire de la Passion, Christ, pensée de la rédemption et de l’expiation, l’idée d’un esprit de paix. » (« Der Weg ging irgendwie so: Abel Nema, Passionsgeschichte, Christus, Erlösungs- und Sühnegedanke, die Idee der Friedfertigkeit. »)
« praktisch nicht mehr vorhanden ».
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